Für das Leipziger Institut für Klassische Archäologie war es ein Schock: Nach einem Beschluss der sächsischen Landesregierung sollen nun weitere 24 Stellen an der Universität Leipzig gestrichen werden, was zu einer vollständigen Schließung des archäologischen Instituts führen würde. Dr. Jörn Lang, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische Archäologie, erklärt, wie es zum Beschluss kam und welche Auswirkungen er auf die archäologische Forschung haben wird.
"Die Perspektive des Antikenmuseums ist unklar"
L.I.S.A.: Laut Presse sollen weitere 24 Personalstellen an der Universität Leipzig gestrichen werden. Wie kommt es zu diesem Stellenabbau und welche Institute sind davon betroffen?
Dr. Lang: Der Stellenabbau geht auf einen Beschluß der schwarz-gelben Landesregierung aus dem Jahre 2010 zurück, nach dem bis ins Jahr 2020 an den sächsischen Universitäten insgesamt 1042 Stellen entfallen sollen. Einzig die TU Dresden ist als Exzellenz-Universität von den Stellenkürzungen ausgenommen. Der Beschluß beruhte auf der Erwartung sinkender Zahlen der künftig in Sachsen Studierenden. Die Studierendenzahlen in Leipzig sind jedoch nicht zurückgegangen, im Gegenteil: sie steigen seit Jahren konstant (2012 und 2013 wurden je über 7000 Ersteinschreibungen registriert). Bereits in der letzten Kürzungsrunde war das Institut für Pharmazie zur Streichung vorgesehen, nun hat es neben dem Institut für Klassische Archäologie und Antikenmuseum die physikalische Chemie sowie die Theaterwissenschaft getroffen.
Während die physikalische Chemie Stellen verliert, aber weiterhin funktionstüchtig ist, sollen das Institut für Klassische Archäologie sowie das Institut für Theaterwissenschaft mittelfristig geschlossen werden. Die Perspektive des dem Institut angegliederten Antikenmuseums ist unklar: zum einen hat sich das Rektoratskollegium bisher nicht eindeutig zu dessen Erhalt bekannt, zum anderen ist das Museum ohne das angegliederte Institut nicht lebensfähig. Damit steht der Beschluß des Rektoratskollegiums im Gegensatz zur Grundordnung der Universität, in der unter § 2 (6) die Pflege, Förderung und Erschließung der Sammlungen für Forschung und Lehre als universitäre Aufgabe formuliert ist.
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Die größte Unglaublichkeit ist für mich aber, daß einer der Gründe zum Abbau der Hinweis auf die Universitäten in Jena und Halle mit demselben Fach ist. Man könne sich unter den Unis ja besser abstimmen. Sachsen will also das Fach schließen und die Verantwortung nach Thüringen und Sachsen-Anhalt hinüberwälzen. Statt regionaler Vielfalt nur noch Einfalt? In der Politik offenbar. Dann muß aber auch die Antikensammlung nach Halle und/oder Jena gehen. Statt Synergien zu nutzen und etwa Antikensammlung und Ägyptische Sammlung zusammenzulegen wird eines vielleicht verschwinden? Eine der wichtigsten Sammlungen in Deutschland? Am besen wohl noch mit viel Gewinn verkaufen... Wo sind denn die Mittel für die Bildung, die laut unserer Politiker da sind? Ich denke, Bildung und Forschung werden vom Sparwahn verschont? Wird hier nicht auch immer wieder beim Abbau von Sozialleistungen argumentiert? Investment in die Bildung und Forschung ist "wichtiger"? Darf es aber nur die Forschung sein, die etwas "einbringt"? Ist unser Land schon so verroht?
Selbst in der Wikipedia wird schon über eine Solidarisierung diskutiert. Denn wie können wir weiter arbeiten, wenn wir keine Forschungsergebnisse mehr zum Verarbeiten haben?