In Ihrem Einführungsvortrag zur Ringvorlesung befasst sich Dr. Kristin Platt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Stellvertretende Leiterin des Instituts- für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum, mit Deutungen und Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg in der Zeit selbst; insbesondere befasst sie sich mit Kriegseinschätzungen von Hochschullehrern aus den Fächern Geschichtswissenschaften und Soziologie in den Jahren 1914 und 1915. Anhand der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Bildern, Folien und Deutungsmustern analysiert sie die Haltung, Mobilisierung und Selbstmobilisierung einer anfänglich durchaus euphorisierten Bildungselite.
Ringvorlesung »1914/15 - Weltkrieg, Massentod, Völkermord - "Gewaltdynamiken" im Blick der Forschung«
Im Rahmen der Ringvorlesung werden ausgewiesene Experten systematisch Einzelaspekte der Gewaltgeschichte des Ersten Weltkrieges diskutieren. Dabei werden die einzelnen Vorträge insbesondere die neue Qualität von Gewaltpraktiken und Gewalterfahrungen im Ersten Weltkrieg in den Blick nehmen sowie die Veränderung von Räumen und Regionen thematisieren. Zudem sollen insbesondere jene „anderen Fronten“, die im Rahmen der aktuell sehr dichten Diskussionen über den Ersten Weltkrieg weniger Berücksichtigung finden, in das Zentrum gerückt werden: Der Krieg in den Kolonien, in der Mittelmeerregion und im Nahen Osten. Integriert werden zudem metatheoretische und forschungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ersten Weltkrieg. Nicht zuletzt wird eine kritische Reflektion der Schwerpunkte der aktuellen wissenschaftlichen, öffentlichen und medialen Thematisierung des Kriegsausbruchs im Jahr 1914 sowie der neuen Diskussionen um „Kriegsschuld“ und „Verantwortung“ erfolgen.