Hinter uns liegen zwölf Monate voller Vorträge, Interviews, Dokumentationen und Podcasts. Wie jedes Jahr am 31. Dezember möchten wir deshalb auch heute zurückblicken und unser Redaktionsjahr resümieren. Welche Kooperationen wurden ins Leben gerufen – welche Reihen wurden weitergeführt? Was hat die Redaktion in diesem Jahr beschäftigt? Welche Beiträge wurden besonders stark aufgerufen? Bevor wir dies tun, möchten wir jedoch allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen und uns für die zahlreichen Besuche und Beiträge bedanken!
Januar 2023
Das neue Jahr begann mit einer Premiere: Erstmals wurde eine Ausgabe von vhs.wissen live – das digitale Wissenschaftsprogramm von knapp 300 Volkshochschulen in Deutschland – im Haus der Gerda Henkel Stiftung vor Live-Publikum aufgenommen und ins Netz übertragen. Der Journalist Patrick Bahners diskutierte mit dem Philosophen Kurt Bayertz die Frage: Ist Geschichte gestaltbar? Nach einem Impulsreferent von Kurt Bayertz – Wer gestaltet? Was heißt "Geschichte"? – ging es im anschließenden Gespräch um die Grenzen von Gestaltbarkeit, um das Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft sowie um die Frage, in welchem Maße auch das Vergangene veränderbar ist. Insgesamt 18 Ausgaben von vhs.wissen live wurden 2023 auf L.I.S.A. veröffentlicht. Und eine ganze Reihe weiterer Videos steht schon für das neue Jahr bereit.
Februar 2023
156 neue Mitglieder konnte die L.I.S.A.Community 2023 verzeichnen.
Ein Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine diskutierte der Verband der OsteuropahistorikerInnen in einem Online-Kolloquium unter dem Stichwort "Zeitenwende" über die Folgen des Krieges für ihr Fach. Auch in zahlreichen weiteren Beiträgen des Jahres war das Thema präsent: Ob in Interviews zu Kriegslasten, in Meinungsbeiträgen zu Kriegszielen oder in Vorträgen zu Kriegsursachen. Auch als L.I.S.A.Redaktion haben wir versucht, die geschichtswissenschaftliche Perspektive auf den Krieg darzustellen. Mit dem Osteuropahistoriker Jörn Happel sprachen wir in einer digitalen Ausagbe von Zu Gast bei L.I.S.A. über die Frage, ob Russland als Kolonialreich angesehen werden kann. Den Historiker Jost Dülffer haben wir gefragt, wie die Historische Friedens- und Konfliktforschung zu einem Ende des Krieges beitragen kann.
Die Beiträge zur Russischen Geschichte werden wir im neuen Jahr in einem Dossier bündeln. Übrigens: Der Dossierbereich wurde in diesem Jahr gründlich umgestaltet. Ein Blick lohnt sich.
März 2023
Insgesamt 2.424 registrierte Nutzerinnen und Nutzer hat L.I.S.A.
Die Historische Bibliothek, die die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit dem C.H.Beck-Verlag publiziert, gehört zu den festen Institutionen der Stiftung und auch auf L.I.S.A. war in diesem Jahr einiges aus der Bibliothek zu sehen und zu hören: Im Podcast Histothek von Literaturradio Hörbahn hat Moderator Uwe Kullnick regelmäßig die Autorinnen und Autoren der Historischen Bibliothek zu Gast. Im März dieses Jahres durften wir den Theologen und Semitisten Holger Gzella in der L.I.S.A.Redaktion empfangen. In einem langen Gespräch führte uns dieser in die Geschichte des Aramäischen und das "Weltreich der Schreiber" ein.
April 2023
"Adornos Schüler" war die meistgesehene Videoreihe des Jahres.
Im April feierte das Frankfurter Institut für Sozialforschung den 100. Jahrestag seiner Gründung. Mit den Erben der Frankfurter Schule – Adornos Schülern – hat sich der Historiker Jörg Später in einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekt beschäftigt. Anhand von zwölf ausgewählten Schülern dieser Schule in den 1970er und 1980er-Jahren untersucht er, was von der Kritischen Theorie nach Adornos Tod 1969 übrig blieb. Das Projekt wurde videodokumentarisch begleitet. Entstanden ist ein intellektuelles Roadmovie der frühen Bundesrepublik.
Insgesamt wurden in diesem Jahr 9 Videoreihen mit 52 Episoden veröffentlicht. Dazu kamen erstmals drei spanischsprachige Videoreihen, deren Forschungsgegenstand jeweils in Lateinamerika angesiedelt ist und die wir einem spanischsprachigen Publikum zugänglich machen wollen: Pfeil und Bogen in den Anden, Felsbilder in Nord-Sonora und die Buntglasfenster von Mexiko-City.
Mai 2023
Im Mai stand für die L.I.S.A.Redaktion der Besuch beim Salon Sophie Charlotte in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften auf dem Programm. Als Hauptförderin und Partnerin des Salon bespielt die Gerda Henkel Stiftung traditionell den Einstein-Saal. Gastgeberin Barbara Stollberg-Rillinger lud zu Diskussionen über die Dialektik der Aufklärung. Es sprachen u.a. die Philosophin Rahel Jaeggi, die Soziologen Steffen Mau und Oliver Nachtwey sowie die Historikerinnen Birgit Emich und Magdalena Waligórska. Eine Auswahl des Salon-Programms wurde auf Video aufgezeichnet und ist auf L.I.S.A. verfügbar. Der nächste Salon findet übrigens schon am 20. Januar 2024 statt. Das Motto: Zeit.
Juni 2023
Im Frühjahr startete auf L.I.S.A. die Beitragsreihe Utopia. Die Zukünfte der Geschichtswissenschaft. Unter dem Hashtag #VisionGeschichte sammelten Kathrin Meißner und Sebastian Kubon Meinungsbeiträge aus den historischen Geisteswissenschaften – von Promovierenden bis Professorinnen und Professoren – über die Zukunft des Fachs. Welche Arbeitsbedingungen müssten geschaffen werden? Wie sähe die ideale Geschichtswissenschaft aus? Diese Fragen wurden auch bei einer vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands veranstalteten Podiumsdiskussion in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestellt.
Juli 2023
2023 gingen die Kunstgeschichten in ihr zweites Jahr. Im Juli konnten wir bereits die 16. Folge der Reihe veröffentlichen. Darin stellt die Kunsthistorikerin Susanne Kleine in der Bundeskunsthalle in Bonn das Werk Concentric Squares von Frank Stella aus dem Jahr 1974 vor. Zuletzt erläuterte der Kunsthistoriker Ulrich Pfister in der Alten Pinakothek in München den Bilderzyklus Die vier Erdteile des flämischen Malers Jan van Kessel.
Die Kunstgeschichte war auch in zahlreichen weiteren Beiträgen Thema. Mit der Archäologin und Gerda-Henkel-Stipendiatin Anastasia Meintani sprachen wir über groteske Körper in der Antike, mit der Kunsthistorikerin Katrin Weleda über die Ikonografie von Enthauptungen, und in der Videoreihe "Myth in Motion" widmet sich die Archäologin Nadine Leisner der Kunst der Etrusker. Im neuen Jahr dürfen Sie sich außerdem auf einen neuen kunstgeschichtlichen Podcast freuen, den wir gemeinsam mit der Bibliotheca Hertziana produzieren: Belloris beredte Bilder.
August 2023
Der Sommer stand bei L.I.S.A. im Zeichen des Mittelalters. Vier Gäste aus der Mediävistik hatten wir in der Redaktion in der Malkastenstraße zu Gast. Den Auftakt machte Klaus Oschema, der uns kurz vor seinem Umzug ans Deutsche Historische Institut Paris einen Besuch abstattete. Die Historikerinnen Eva Schlotheuber und Henrike Lähnemann erforschten in einem von der Gerda Henkel Stiftung unterstützen Forschungsprojekt die Briefe von Nonnen. Im Interview haben wir sie gefragt, was uns diese lange überhörten Stimmen über den Alltag in mittelalterlichen Frauenklöstern verraten. Der Historiker Bernd Jussen erklärte uns hingegen, warum man das Wort "Mittelalter" besser gar nicht mehr in den Mund nehmen sollte...
September 2023
Der September führte die L.I.S.A.Redaktion von Düsseldorf nach Leipzig zum 54. Deutschen Historikertag. Nachdem der letzte Historikertag aufgrund der Corona-Pandemie noch digital stattfinden musste, stand in diesem Jahr wieder der direkte Austausch im Vordergrund. Eine Reihe für ein breiteres Publikum besonders relevanter Sektionen und Veranstaltungen, etwa zur Künstlichen Intelligenz in der Geschichtswissenschaft, haben wir auch in diesem Jahr wieder auf Video aufgezeichnet, um sie nachhaltig digital abrufbar zu machen. Digitale Nachhaltung ist auch das Ziel der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur, kurz NFDI. Im Herbst hatten wir Vertreter von NFDI4Memory bei uns zu Gast, die für die Geschichtswissenschaft zuständig sind. Von Ihnen wollten wir wissen, wie das genau funktioniert.
Oktober 2023
281 neue Abonnenten für den L.I.S.A.Newsletter
Zum dritten Mal fand im Herbst der 4-Nationen-Workshop der Villa Vigoni statt, in der Stipendiaten der Gerda Henkel Stiftung, der Stiftung Genshagen und der Villa Vigoni über Europa diskutieren. Den Abschluss des Workshops bildete eine von L.I.S.A.Redaktionsleiter Georgios Chatzoudis und Amélie Baasner (Villa Vigoni) moderierte Diskussion Quo vadis? Die Demokratie in Europa und ihre Zukunft mit dem Historiker Krzysztof Ruchniewicz und dem Politikwissenschaftler Felix Heidenreich.
Im Oktober fand außerdem die Abschlusstagung des Sonderprogramms "Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen" der Gerda Henkel Stiftung statt. Stipendiatinnen und Stipendiaten aus zahlreichen Ländern folgten der Einladung der Stiftung nach Düsseldorf, um die Ergebnisse Ihrer Projekte vorzustellen und diese im Kontext des übergreifenden Themas zu diskutierten. Die Keynote hielt der Politikwissenschaftler Peter R. Neumann. Die Vorträge wurden auf Video aufgezeichnet und werden ab Januar auf L.I.S.A. zu sehen sein.
November 2023
Was wäre gewesen? ist Ausgangsidee und Eingangsfrage unseres Podcasts über kontrafaktische Geschichte, der 2023 wie die Kunstgeschichten in das zweite Jahr seines Bestehens ging. Ein besonderes Highlight war dabei die Durchführung eines Live-Podcasts als Sonderveranstaltung auf dem Historikertag in Leipzig. Dabei diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Podiums über Grenzen und Möglichkeiten des kontrafaktischen Fragens in der Geschichtswissenschaft. Im geschichtsträchtigen Monat November veröffentlichten wir außerdem eine Podcastfolge, in der wir mit dem Hitler-Biografen Brendan Simms ein Szenario des Zweiten Weltkriegs entwarfen, in welchem Hitler den USA nicht den Krieg erklärte. Hätten die Nazis dann gewonnen?
Dezember 2023
557 neue Beiträge wurden auf L.I.S.A. veröffentlicht.
Die Montagsdebatte ist ein hochkarätig besetzte Veranstaltungsreihe, die die drängenden der Geschichte in der Gegenwart diskutiert und die wir in diesem Jahr erstmals auf L.I.S.A. präsentieren konnten. Die im Dezember veröffentlichen Diskussionen beschäftigten sich etwa mit den Herausforderungen von Kriegen und Konflikten für die Zeitgeschichte, mit dem Recht in der Erinnerungskultur und der Renaissance des Nationalismus.
Zahlreiche weitere Video- und Audioformate von externen Partnerinnen und Partnern konnten wir für L.I.S.A. im ablaufenden Jahr gewinnen. Viele bereits bestehende Kooperationen konnten wir erfolgreich fortführen. Dies weiter auszubauen, darauf freuen wir uns im neuen Jahr!
Danke an alle Beitragenden und einen guten Rutsch ins neue Jahr!