L.I.S.A.: Mit welchen Quellen haben Sie gearbeitet? Welche Informationen beinhalten Adressbücher?
Jensen: Bei unserer Bewerbung wurde schon abgefragt wie man das Projekt angehen und welche Quellen man nutzen möchte. Wir haben die Frage damals wie folgt beantwortet:
„Im Besitz der Autorengemeinschaft befindet sich eine Reihe von Frankfurt-Literatur die für die Projektarbeit herangezogen werden soll:
- Volker Rödel Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806-1914
- Volker Rödel Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main 1774 – 1924
- Heinz Schomann Frankfurter Denkmal-Topographie
- Prof. Klötzer Frankfurter Biographie(n)
- Helmut Nordmeyer Rundgang durch das alte Frankfurt-Sachsenhausen
- Helga Heil Sachsenhausen und sein Brunnenfest
- Delkeskamp Malerischer Plan von 1864
- Bollmann Verlag Bildkartenpläne von 1957, 1964, 1968, 1971, 1981
- Plankammer Aktuelle und Historische Pläne der Stadt Ffm. (auf CD)
Die Herren Appel und Jensen haben seit Jahrzehnten in Sachsenhausen fotografiert und so umfangreiche private Fotoarchive aufgebaut. Aufbauend auf diesem Fotomaterial sollen Gegenüberstellungen möglich gemacht werden. Darüber hinaus soll in folgenden Archiven recherchiert werden:
- Institut für Stadtgeschichte
- Universitätsbibliothek
- Historisches Museum
- Bibliothek der Industrie und Handelskammer
Die Suche nach historischen Bildmaterial und Stadtentwicklungsplänen sowie die Auswertung der statistischen Jahrbücher der Stadt Frankfurt und der Frankfurter Adressbücher stehen dabei im Zentrum.“
Wir hatten bei vorangegangenen Projekten gute Erfahrungen damit gemacht uns zunächst einmal einen Überblick über die Bevölkerungsstruktur, also die Berufe zu verschaffen. Wir erwarteten in den Adressbüchern vor dem 2. Weltkrieg eine große Anzahl an städtischen und Reichsbahnbediensteten zu finden, was sich dann auch bestätigte. Als gebürtige Sachsenhäuser hatte jeder von uns mehr oder weniger private oder dienstliche Kontakte zu ehemaligen Bewohnern der Textorstraße und damit eine ganz persönliche Erwartungshaltung hinsichtlich der Bevölkerungsstruktur. Wir durften uns aber nicht darauf verlassen und wollten mit Fakten arbeiten. Bis zum Jahr 1975 waren die Berufe neben dem Namen des Haushaltsvorstands jeder einzelnen Liegenschaft vermerkt. Wenn vorhanden, getrennt nach Vorder- und Hinterhaus. Zudem wurde der Name des Hauseigentümers und dessen, gegebenenfalls abweichende, Anschrift aufgeführt.
Die ersten Stadtadressbücher sind im 18. Jahrhundert als Verzeichnisse städtischer Behörden oder auch als sogenannte Gewerbekalender entstanden. Wie aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt (siehe Dr. phil. Ralf Roth „Stadt und Bürgertum der Stadt Frankfurt am Main - Ein besonderer Weg von der ständischen zur modernen Bürgergesellschaft 1760 bis 1914-, München 1996) sind in den meisten Adressbüchern nur zwischen 20 und 25 Prozent der tatsächlichen Einwohnerzahl vermerkt. „Der Anteil der in den Frankfurter Adressbüchern verzeichneten Einwohner ist demgegenüber mit 18 bis 22 Prozent recht niedrig, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit den relativ großen Haushalten und dem Umstand, dass die Gesellen erst spät zu einer eigenständigen Haushaltsführung übergingen.“ Dieses Zitat bezieht sich auf den von Ralf Roth untersuchten Zeitraum bis 1914 und steigt gegen Ende des 19. Jahrhunderts deutlich an.
Die nachfolgenden Schlussfolgerungen basieren alleine auf den ausgewerteten Frankfurter Adressbüchern der Jahre 1902, 1903, 1904, 1905, 1915, 1925, 1935, 1943, 1955, 1965 und 1975. Das erste Wohngebäude in der damaligen Varrentrappstraße (Nr. 30, Ecke Bruchstraße) wurde zwar bereits einige Jahre vorher errichtet (etwa 1890), die größere kontinuierliche Bautätigkeit setzte aber erst 1899 ein. Unter Berücksichtigung des gewählten 10-Jahres Rhythmus ist 1975 das letzte Jahr in dem in den Adressbüchern auch die Berufe der Bewohner aufgeführt sind.
Die Textorstraße, so ist es beispielsweise den Adressbüchern der Jahre 1902 und 1904 zu entnehmen, gehörte mit einem östlichen und westlichen Teil zu zwei Stadtbezirken. Die Trennungslinie zwischen den beiden Teilen war die Bruchstraße.
Reaktionen auf den Beitrag
Kommentar
die Namen und Biographien Ihres Urgroßvaters und Urgroßonkels sind mir nicht bekannt.
Bei einer kurzen Suche in der Archivdatenbank des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte (früheres Stadtarchiv) bin ich soeben aber schon fündig geworden. Es gibt rund zwei Dutzend Datenbankeinträge, dass heißt, Akten verschiedenster Art zu den beiden Persönlichkeiten.
Wenn Sie mir eine Email an meine persönliche Email-Adresse senden erhalten Sie von mir weitere Informationen. Ich benötige Ihre Email-Adresse um Ihnen persönlich antworten zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Jens-Holger Jensen
jensholger.jensen@freenet.de
Kommentar
mit großem Interesse habe ich Ihre Berichte gelesen. Nun zu meinem Anliegen:
Mein Urgroßvater Nähmaschinenfabrikant Joseph Wertheim und mein Urgroßonkel Asbestfabrikant Louis Wertheim sind so ziemlich in Frankfurt Bornheim von der Bildfläche verschwunden. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, wie ich noch Informationen über die Firmengeschichte vielleicht sogar über die Familie erhalten könnte.
Für Ihre Mühe danke ich Ihnen jetzt schon,
Ihr Carlos Guilliard aus München