In der Vorlesung geht es um den Krieg Russlands gegen die Ukraine und Beziehungen Deutschlands und der Mittel- und Osteuropäischen Länder zu Russland. Es wird gezeigt, dass Russland mit seinem Krieg die Rahmen der internationalen Normen verlassen und sich von normalen Beziehungen mit dem Westen verabschiedet hat. Die Frage wird angegangen, ob diese Entwicklung unvermeidbar war. Das Bild ist nicht schwarz-weiß: Es gab viele Schritte, die Russland eine Plattform für internationale Zusammenarbeit und gegenseitige Sicherheit angeboten haben. Zugleich gab es auch echte Fehler, die das Verhältnis belastet haben. Keiner dieser Fehler, so glaubt Vladimir Handl, rechtfertigt aber den Krieg. Es wird auch behauptet, dass die NATO-Erweiterung zwar ein Grund des Krieges aus Perspektive von Putin sein konnte – nicht aber wegen einer angeblichen Bedrohung russischer Sicherheit, sondern wegen realer Bedrohung seiner imperialen Interessen, also Absicherung seiner Interessensphäre. Die wichtigsten Gründe für die Aggression werden in der innenrussischen Entwicklung gesehen – das Putinsche Regime konnte keine Transformation und Modernisierung Russlands sichern, entschied sich also einen chauvinistischen, imperialen Narrativ und eben Eroberung neuer Gebiete (russischen Erden) als Ersatz anbieten.
Vor allem die deutsche Russlandpolitik musste auf diese Zeitenwende mit einem radikalen Turn reagieren. Die meisten MOE-Staaten, die die Gefahr des Putinschen Regime besser und früher gesehen haben, sehen die Rolle Deutschlands kaum als die Rolle eines militärischen Anführers, sondern als einer „enabling power“ – Ermöglichungsmacht, die unabdingbar für die Sicherheit Europas sei.