Es diskutieren der Verleger Matthias Ulmer vom Verlegerausschuss des Börsenvereins, der Redaktionsleiter der Publikationsplattform der Stiftung DGIA Dr. Michael Kaiser, der Direktor der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (Leibniz-Gemeinschaft) Ulrich Korwitz sowie der Jurist Prof. Dr. Gerald Spindler. Es moderiert Dr. Simone Rödder, freie Wissenschaftsjournalistin.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten im digitalen Zeitalter möglichst entgelt- und barrierefrei „zu den Ergebnissen öffentlich geförderter Forschung“ gelangen, heißt es in einer Publikation zum Thema Open Access der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen. Open Access entspricht damit ganz den traditionellen Werten akademischen Arbeitens, das auf dem Austausch von Ideen und Ergebnissen, der gemeinsamen Suche nach Erkenntnis und der Verbreitung von Wissen beruht. Das Internet ermöglicht diesen freien Zugang, wie er im Druckzeitalter nicht denkbar war. Dabei geht es für die naturwissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere Astronomie, Klimaforschung oder Teilchenphysik, nicht nur um Verfügbarkeit von Aufsätzen, sondern auch von Forschungsdaten. Weltweit könnten sich Forscher dann an der Auswertung beteiligen.
Die Initiative der Internet-Suchmaschine Google, Bibliotheksbestände zu digitalisieren und online zur Verfügung zu stellen, löste Bestürzung unter Verlagen und Autoren aus. Diese Aktion schien Urheber- und Verwertungsrechte sowie die Frage der Publikationskosten völlig zu ignorieren. Angesichts des unaufhaltsamen Vordringens des Internets in zahlreiche Lebensbereiche hinein müssen die Interessen aller Seiten miteinander vereinbart und tragfähige Geschäftsmodelle für die Verlagsbranche gefunden werden. „Die Finanzierung von Open-Access-Publikationen erfordert eine Umschichtung der Kosten“, meint dazu Jan Velterop vom Springer Verlag.
Verschiedene Lösungen für das elektronische Publizieren werden bereits diskutiert und erprobt: Beim sogenannten „Goldenen Weg“ erfolgt die frei verfügbare Erstveröffentlichung in einer elektronischen Zeitschrift. Bei „Open Choice“ bezahlt der Autor für seine Publikation, wenn er sein Copyright behalten möchte. Beim „Grünen Weg“ werden bereits publizierte Aufsätze über private Homepages oder institutionelle Repositorien nochmals veröffentlicht sowie für das Self-Archiving genutzt. Open-Access-Befürworter entwickelten eigene Rechtsmodelle, wie die creative-commons-Lizenz, mit denen ein Autor der Öffentlichkeit auf einfache Weise Nutzungsrechte an seinen Werken einräumen kann, seien es Texte, Bilder, Musikstücke oder Videoclips.
Wen betrifft die Problematik des Open Access tatsächlich? Wie lassen sich die unterschiedlichen Interessen vereinbaren? Verlangen Verlage zu hohe Preise für online-Publikationen? Nehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Arbeit der Verlage nicht ernst?
Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir Sie herzlich ein!
Im Anschluss ist bei einem kleinen Umtrunk Gelegenheit für weitere Gespräche.
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Kommentar
viel Erfolg mit der Veranstaltung, doch zwei Anmerkungen zum Einladungstext:
1. Bei "Open Choice" bezahle der Autor "für seine Publikation, wenn er sein Copyright behalten möchte."? Ich würde sagen "dafür, dem Verlag nicht das ausschließliche Nutzungsrecht für seine Publikation abtreten zu müssen und sie statt dessen frei zugänglich zu machen." (Im deutschen Urheberrecht gibt es kein Copyright.)
2. Die Massendigitalisierung von Google (und vielen anderen) ist etwas anderes als Open Access. Gerade in Deutschland hat der Heidelberger Appell gezeigt, wie die Vermengung dieser beiden unterschiedlichen Themen als Polemik gegen Open Access eingesetzt werden kann.
Viele Grüße,
Lambert Heller