Dr. Karl Gerhard Hempel promovierte als ehemaliger Gerda Henkel Stipendiat in klassischer Archäologie zur Nekropole von Tarent im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Nach dem Reisenstipendium des Deutschen Archäologischen Instituts fand sich jedoch keine passende Stelle im archäologischen Bereich, weshalb er sich für eine wissenschaftliche Karriere als Germanist in Italien entschied. Nicht nur zu diesem persönlichen Wandel, sondern auch zu den Unterschieden zwischen der deutschen und der italienischen Hochschullandschaft haben wir ihn befragt.
"Eine noch nahezu unerforschte Nekropole"
L.I.S.A.: Sie haben in klassischer Archäologie zur materiellen Kultur aus der Nekropole von Tarent im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. promoviert. Wie sind Sie auf dieses Dissertationsthema gestoßen?
Hempel: Ursprünglich hatte Professor Zanker mir 1989 für die Magisterarbeit ein Thema über Münzbilder vorgeschlagen, doch das habe ich ihm nach 14 Tagen zurückgegeben, weil es Probleme bei der Arbeit in der Münzsammlung in der Münchner Residenz gab. Damals wurde aber von Daniel Graepler, Ralf Biering und Enzo Lippolis gerade ein internationales Forschungsprojekt über die seinerzeit noch nahezu unerforschte Nekropole von Tarent aufgebaut und ich war als Mitarbeiter geeignet, weil ich zuvor ein Jahr in Pisa studiert hatte und daher über gute Italienischkenntnisse verfügte. Außerdem gefiel mir die Idee gut, nicht über ein auf Bibliotheksarbeit beschränktes Thema zu arbeiten, sondern eher im Bereich der "praktischen" (oder vielleicht besser: "philologischen") Archäologie, bei der neues Material erschlossen wird. Ich fotografiere auch gern und der Gedanke, dass ich mich mit lange unbeachteten antiken Gegenständen befassen konnte, die zunächst hergestellt, dann benutzt, dann ausgegraben und schließlich lange im Museumsmagazin aufbewahrt worden waren, faszinierte mich ungemein. So schrieb ich dann zunächst meine Magister- und später meine Doktorarbeit in diesem Bereich.