Der Schirmherr Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D., verleiht am 11. Dezember 2017 um 19 Uhr im Veranstaltungsfoyer des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin den Deutschen Studienpreis. Mit dem Wettbewerb zeichnet die Körber-Stiftung jedes Jahr exzellente Dissertationen aus, die zugleich von besonderer gesellschaftlicher Relevanz sind. Die drei mit je 25.000 Euro dotierten ersten Preise gehen in diesem Jahr an den Materialforscher Volker Strauss von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, den Historiker Sebastian Schlund von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie die Politologin Julia Strasheim, die an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in Kooperation mit dem GIGA German Institute of Global and Area Studies promovierte.
Erster Preis in der Sektion Natur- und Technikwissenschaften
Biologisch abbaubare Computerchips, Solarzellen und Batterien: Volker Strauss erforscht Kohlenstoffnanopartikel – potenzielle Grundbausteine kostengünstiger und voll recycelbarer elektronischer Bauelemente. Die Nanopartikel könnten eines Tages aus Kohlendioxid hergestellt werden, das der Luft entzogen wird – nach dem Vorbild pflanzlicher Photosynthese. Die ungiftigen Substanzen sind ebenso natürlich abbaubar. Dass sie Sonnenlicht in Strom umwandeln und Energie speichern können, hat Strauss bereits in Studien gezeigt.
Erster Preis in der Sektion Geistes- und Kulturwissenschaften
Geschichte des deutschen Behindertensports (1950 bis 1990): Sebastian Schlund zeichnet in seiner Dissertation die historische Entwicklung des deutschen Behindertensports nach – vom ›Versehrtensport‹ bis zum paralympischen Leistungssport. Behindertensport richtete sich nach 1945 vorrangig an männliche Kriegsversehrte, die ins Erwerbsleben zurückgeführt werden sollten. Ärzte entwarfen die Kurse, Spaß oder Wettkampf waren zweitrangig. Lange wehrte sich der Versehrtensportverband gegen eine Öffnung für Menschen mit geistiger Behinderung, Frauen oder Kinder. Dies änderte sich erst Anfang der 1970er Jahre auf Druck der sozialliberalen Koalition, der es um gesellschaftliche Teilhabe und Integration ging. Der Frauenanteil stieg, und behinderte Athleten agierten zunehmend selbstbestimmt. Mit den Paralympics wurde Ende der 1980er Behindertenleistungssport populär. Es entstanden erste Debatten um behinderte Athleten, die mit Hightech-Prothesen künftig sogar olympische Superstars übertreffen könnten.
Erster Preis in der Sektion Sozialwissenschaften
Friedenssicherung nach Gewaltkonflikten: Nach Kriegen setzen internationale Akteure häufig Übergangsregierungen ein, die bis zu den ersten offiziellen Wahlen regieren. Warum können einige von ihnen die Gewalt erfolgreich beenden und den Grundstein für stabilen Frieden legen – und andere nicht? Julia Strasheim hat in ihrer Promotion 62 Übergangsregierungen zwischen 1989 und 2012 empirisch untersucht. Ergebnis: Nur wenn Übergangsregierungen umgehend die Konfliktparteien entwaffnen und den Kämpfern schnell zivile Lebensformen ermöglichen, wenn sie parallele Kriegsverwaltungen auflösen und zivilgesellschaftliche Akteure in die Übergangsregierung einbinden, brechen die alten Konflikte nicht schon bald wieder aus.
Sieben zweite Preise
Neben den drei Spitzenpreisen vergibt die Körber-Stiftung in diesem Jahr sieben zweite Preise, die mit je 5.000 Euro dotiert sind. In den Natur- und Technikwissenschaften gehen sie an Wolfgang Wieser (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Jan Suckau (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg/Medizinische Fakultät Mannheim). In den Geistes- und Kulturwissenschaften erhalten Christopher Buschow (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) sowie Stefanie Egidy (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) einen zweiten Preis. In der Sektion Sozialwissenschaften vergibt die Körber-Stiftung in diesem Jahr drei zweite Preise an Aileen Edele (Freie Universität Berlin), Sina Leipold (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) und Klaus Michael Reininger (Universität Hamburg).