Wie verhalten sich Unternehmen unter den Rahmenbedingungen eines Massenkrieges? Das ist die übergeordnete Frage des Vortrags der Historikerin Dr. Tanja Junggeburth über das Groß- und Familienunternehmen Stollwerck. Der 1839 gegründete Schokoladenfabrikant hatte im Laufe des 19. Jahrhunderts seine Stellung nicht nur auf dem nationalen sondern auch auf dem europäischen und internationalen Markt stetig ausgebaut. Stollwerck verfügte über ein länderübergreifendes Produktions- und Filialsystem, das den Absatz im Ausland - vor allem in Großbritannien und den Vereinigten Staaten - auf bis zu zwanzig Prozent ansteigen ließ. Dass der Ausbruch eines Weltkrieges einen gravierenden Einschnitt einschneidende Zäsur in der Geschichte eines international operierenden Unternehmens bedeutet, liegt dabei nahe. Wie tief war der Einschnitt aber tatsächlich?
Tagung "Köln im Ersten Weltkrieg. Politik, Gesellschaft und Menschen im Krieg "
am 16. Mai 2014
Die enorme mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, die die Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren in diesem Jahr erfährt, beruht auch auf der langjährigen Geringschätzung dieses Themas, das in Deutschland ganz im langen Schatten der Zeit des Nationalsozialismus stand. Heute wird der Zäsurcharakter des Ersten Weltkrieges viel deutlicher wahrgenommen. Auch und gerade auf der Ebene der Kölner Stadtgeschichte trifft das ebenfalls zu.
In der Tagung wurde das Thema „Köln und der Erste Weltkrieg“ in seiner Vielschichtigkeit vorgestellt. Neben einer allgemeinen Einordnung stand die Präsentation neuer Forschungsergebnisse zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der Domstadt und zur Situation der Bevölkerung im „großen Krieg“. Eine andere Perspektive bietet sich aus der Sicht eines Kölner Traditionsunternehmens und aus der Wahrnehmung des Krieges in einer bedeutenden Kölner Familie. Die Nutzungsmöglichkeiten einer umfassenden Kriegschronik zum Weltkrieg im Historischen Archiv der Stadt Köln wurden abschließend dargestellt.