Eine zentrale Szene des deutschen Films Song (1928) ist eine gefährliche Tanzperformance mit einem Säbel – ausgeführt von der chinesisch-amerikanischen Star-Schauspielerin Anna May Wong. Wie lässt sich die Szene verstehen? Auf der Bildebene entspricht sie weitestgehend den gängigen Stereotypen des filmischen Orientalismus der damaligen Zeit. Doch Dr. Pablo Dominguez plädiert anhand dieses Beispiels dafür, Visual History nicht nur auf der Ebene der Filmbilder zu betreiben, sondern das kritische Potenzial der Cultural Studies mit einzubeziehen. Die Produktion und Rezeption der Filmbilder müsse betrachtet werden, um die komplexen historischen Machtverhältnisse in den Blick zu nehmen. In seinem Vortrag legt Dominguez dar, dass die Szene nicht nur vermeintlich unwandelbare rassistische Stereotype reproduziert, sondern auch Ausdruck einer widerständigen Präsenz postkolonialer Migration in der Gesellschaft der Weimarer Republik ist.
Über die Konferenz
Ausgehend von der Frage, welchen Stellenwert und welche Rolle Filme in der gegenwärtig immer wichtiger werdenden Auseinandersetzung mit visuellen Quellen in der Geschichtswissenschaft einnehmen, widmet sich die Konferenz in mehreren Sektionen dem historiografischen Umgang mit Filmen in Forschung und Lehre. Behandelt werden u.a. das Verhältnis von Filmtheorie und Geschichte, Spielfilme als Quellen für Geschichtsschreibung, Lehr- und andere nicht-fiktionale Filme, sowie das Verhältnis von Filmen zu anderen visuellen Quellen. Ziel der Tagung ist es, Aspekte der historiografischen Arbeit mit filmischem Material umfassend zur Diskussion zu stellen, und in das weite Feld der Visual History einzuordnen.
Die Konferenz Film & Visual History: Fragen – Konzepte – Perspektiven (15.-17. Januar 2016 in Köln) wird veranstaltet von Massimo Perinelli, Olaf Stieglitz, sowie von der Arbeitsstelle Geschichte & Film (AGuF) am Historischen Institut der Universität zu Köln; Kooperationspartner sind Prof. Margit Szöllösi-Janze (LMU München) sowie Prof. Maren Möhring (Uni Leipzig).
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