Emil Nolde galt lange als die Personifikation des paradigmatischen deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts: Wegweiser des Expressionismus, von den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" mit einem Berufsverbot belegt, Rückzug in die innere Emigration, Rehabilitierung nach 1945 usw. Der Historiker Dr. Bernhard Fulda von der University of Cambridge weist im Rahmen seines Forschungsprojekts nach, wie sehr Nolde an der Entstehung des Bildes vom Künstlermärtyrer mitgewirkt hat. Die Analyse des reichhaltigen Nachlasses des Malers in Seebüll, der erstmals untersucht werden durfte, zeigt aber auch, dass mehrere andere Akteure an dieser Erzählung mitgeschrieben haben - darunter die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, rennomierte Kunsthistoriker, der Schriftsteller Siegfried Lenz in seinem berühmten Roman "Deutschstunde" sowie die Nationalgalerie, wo die Ergebnisse des Forschungsprojektes in der aktuellen Berliner Nolde-Ausstellung zu sehen sind.
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Reaktionen auf den Beitrag
Kommentar
mit großem Interesse habe ich die Folgen über Nolde und den Nationalsozialismus gehört und gesehen. Die Selbst- und Fremdstilisierungen eines (bedeutenden) Künstlers sind keine isolierten Phänomene. Noch wirkungsvoller kommen sie bei Picasso zum Ausdruck. Ich erlaube mir, dazu auf meine Studie "Guernica oder Picassos Abscheu vor der militärischen Kaste" (Freiburg 2017) hinzuweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Merz