In seinem Vortrag über die Beziehungen des deutschen Militärs zur nationalsozialistischen Regierung und die (frühe) Kooperation "grauer und brauner Kohohrten" verfolgt PD Dr. John Zimmermann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, insbesondere zwei Fragen: 1.) Worin genau besteht die "Teilidentität" der innen- wie außenpolitischen Ziele, die der aktuelle Stand der Forschung als Grund der Kooperation von Reichswehr und Nationalsozialisten ausgemacht hat und 2.) Wie ist diese Übereinstimmung zu erklären? Er zeigt dabei auf, dass Hitler selber eher als "Profiteur", denn als "Ingenier" einer Entwicklung angesehen werden muss, die bereits 1918/19 ihren Anfang genommen hat: dem militärischen Wunsch nach Revanche für "Versailles" und der Wiederherstellung der Großmacht "Deutsches Reich".
Ringvorlesung 1933/34 - Tendenzen und Diskussionen jüngerer Forschung zur »Machtergreifung«
Das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum hat im vergangenen Wintersemester verschiedene Gastdozenten aus unterschiedlichen Universitäten eingeladen, aktuelle Forschungen zur "Machtübernahme" der Nationalsozialisten vorzustellen und dabei zu zeigen, dass die Phase der rechtlichen, kulturellen und sozialstrukturellen Umgestaltungen in den Jahren 1933/34 heute noch einmal neu gewichtet werden muss.
Zu leicht fiel es lange, Linearitäten und Alternivlosigkeit in die "Machtergreifung" und "Gleichgeschaltung" einzuschreiben.In den Vorträgen wird die Ereignisgeschichte der "Machtergreifung" neu nachgezeichnet; die Positionen und Rollen von Wirtschaft, Kirchen, Militär und Universitäten untersucht; sozial- und regionalgeschichtliche Aspekte vertieft; die antisemitische Gewalt der Jahre 1932 bis 1934 gewichtet; kritische Fragen an die Forschungsgeschichte gestellt. Nicht zuletzt wird der Überlegung der Zerstörung oder Unterhöhlung der Weimarer Demokratie ein neuer Diskussionsort gegeben.
Im L.I.S.A.Portal werden in der vorliegenden Reihe ein Teil der Vorträge, die durch die Ruhr-Universität aufgezeichnet wurden, der Öffentlichkeit verfügbar gemacht.