Kaum eine Veranstaltung bringt heute so viele Menschen zusammen wie der Sport und erreicht eine derartige Medienpräsenz. Allerdings sind es oftmals nicht nur die Sportler und ihre bloße Leistung, die das Interesse der breiten Öffentlichkeit erregen. Vielmehr stehen ebenso häufig die rechtlichen Grundlagen des Sports im Mittelpunkt der Berichterstattung: Es sind die Regeln oder eben gerade die Verstöße gegen dieselben, die beständig in den Medien erörtert werden. Sei es die scheinbar nie abflauende Diskussion um Doping oder, um ein weiteres aktuelles Beispiel zu nennen, die Schiedsrichterentscheide bei der Fußballweltmeisterschaft 2010, die den Ruf nach beständiger Nachbesserung des Regelwerks laut werden lassen. Diese Phänomene sind bei weitem älter als es auf den ersten Blick scheinen mag. Bereits in der griechisch-römischen Antike hatte der Sport einen der Moderne vergleichbaren Stellenwert. Wettkämpfe waren Massenveranstaltungen, die zahlreiche Besucher anzogen. Den erfolgreichen Athleten winkten Siegespreise und Privilegien, die sich mit jenen heutiger Sportveranstaltungen durchaus messen können. Zudem bedurften auch schon die antiken Sport-Events nicht nur einer sorgfältigen Organisation, sondern mehr noch einer soliden Finanzierung.
Diese rechtliche und organisatorische Seite ist ein bislang in der antiken Sportforschung nur wenig beachtetes, aber dennoch überaus spannendes Gebiet. Dieses besonderen Themenbereichs nimmt sich die Tagung der Kommission für Antike Rechtsgeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an, die von Univ-Doz. Dr. Thomas Kruse und Dr. Kaja Harter-Uibopuu vom 27.10.-28.10.2011 durchgeführt wird. Ihr Ziel ist die Untersuchung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die sportlichen und musischen Agone des klassischen Altertums. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der Archaik bis in die Spätantike (7. Jh. v.Chr. bis 6. Jh. n.Chr.). Dabei sollen neben Fragen zu Regeln und Wettkampfrichtern vor allem die Organisationsformen der Agone, ihre Einbindung in die städtische Verwaltung sowie die Stifter, Sponsoren und Finanziers von Wettkämpfen im Mittelpunkt stehen. Ein weiterer Themenschwerpunkt wird sich dem Status der Teilnehmer und ihren Privilegien widmen. Den Festvortrag zum Thema „Korruption und Kontrolle in der Agonistik“ hält der Grazer Althistoriker Ingomar Weiler, einer der weltweit renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der antiken Athletik und der Geschichte der olympischen Spiele. Alle Vorträge sind öffentlich.