Vier Jahre dauerte das Konstanzer Konzil, das einberufen worden war, um aus drei miteinander konkurrierenden Päpsten am Ende einen alleinigen zu bestimmen. Vom 5. November 1414 bis zum 22. April 1418 fanden sich dazu 600 Kleriker in Konstanz ein, rund 70.000 Besucher kamen aus ganz Europa in die Stadt am Bodensee - so berichtet es der Chronist Ulrich von Richental, eine der wichtigsten Quellen, die noch heute zum Konzil existiert. Wir haben dem Konstanzer Historiker PD Dr. Jürgen Klöckler Fragen über dieses europäische Großereignis gestellt.
L.I.S.A.: Herr Dr. Klöckler, bei all den Jahrestagen – 25 Jahre Mauerfall, 75 Jahre Zweiter Weltkrieg, 100 Jahre Erster Weltkrieg, 200 Jahre Wiener Kongress – kommen 600 Jahre Konstanzer Konzil bisher zu kurz. Sie haben über das Konzil, das im November 1414 feierlich eröffnet wurde, intensiv geforscht. In welcher historischen Gemengelage fand der Kongress statt? Warum wurde er einberufen und was war sein Ziel? Und warum fand das Konzil in Konstanz statt?
Dr. Klöckler: Tatsächlich wurde erst vor kurzem, nämlich am 5. November 2014, mit einem Festakt im Insel-Hotel und einem ökumenischen Gottesdienst im Münster an die Eröffnung des Konstanzer Konzils vor genau 600 Jahren erinnert. Mit deutlichen Worten hat dabei Bundestagspräsident Lammert die historische Dimension der Kirchenversammlung herausgearbeitet und insbesondere an die treibende Rolle von König Sigismund erinnert. In der Tat hatte der König ein fundamentales Interesse an der Überwindung des seit 1378 währenden großen abendländischen Schismas, schließlich wollte er von einem allseits anerkannten Papst zum Kaiser gekrönt werden.
Foto: Dr. Klöckler