Päpste des Mittelalters haben nach Untersuchungen von Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff Theorien zur Rechtfertigung von Gewalt entwickelt. „Die christliche Kirche hatte Phasen, in denen sie Gewaltanwendung im Namen Gottes in Theorie und Praxis guthieß und unter ihrer Aufsicht praktizieren ließ“, sagte der Forscher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ in einem Vortrag in Münster. „Päpste und Geistliche sprachen von einer ‚glückseligen Verfolgung‘ (beata persecutio) aller, die sich von der Kirche abspalteten.“ Ihre theologischen Argumente hätten sie im Alten Testament und bei Augustinus gefunden, der erlaubt hatte, Häresie mit Gewalt zu bekämpfen. Das Reformpapsttum ignorierte nach den Worten des Wissenschaftlers Bibelstellen zur Nächsten- und Feindesliebe, obwohl diese auch im Mittelalter vielen als markante Botschaften des Christentums gegolten hätten. Prof. Althoff eröffnete mit seinem Vortrag am 9. April 2013 die Ringvorlesung „Verfolgung um Gottes willen – Politisch-religiöse Konflikte in Vormoderne und Moderne“. Weitere Informationen zu dem Thema finden sich auf der Website des Exzellenzclusters „Religion und Politik“.
Audio: Päpste und Gewalt im Hochmittelalter
Vortrag von Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff am Exzellenzcluster „Religion und Politik“
Vortrag „Beata persecutio. Verfolgung der ‚Bösen‘ als Akt der Liebe und des Erbarmens (5.-13. Jahrhundert)“
Audio: Päpste und Gewalt im Hochmittelalter
Copyright: Exzellenzcluster „Religion und Politik“, Universität Münster
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