"Russische Verschwörungstheorien" erinnern mich an das Narrativ im Kalten Krieg. Unter der Rivalität um das Ringen um die von den USA postulierte one world wurden von beiden Seiten Verbrechen verübt. Afghanistan ist so ein Beispiel.
Die Ukraine ist ein weiteres Beispiel. Die Region war immer gespalten in den russischen Osten und den politisch pro westlichen Westteil. Letztlich geht es um politische Konflikte, die ethnisiert wurden. Die illegale Privatisierung der Anbauflächen, die im Genossenschaftsbesitz sind, und die Diskriminierung aller Russen, die Verehrung des Faschisten Banderas, das alles sind Konflikte mit vielen Akteuren außerhalb der Ukraine. Letztlich geht es um den Hegemonieanspruch der USA und der Bundesrepublik, die ebenfalls unterschiedliche Interessen haben. Dagegen steht der Anspruch Russlands, seine Grenzen zu verteidigen, und sein Anspruch auf die Krim, um damit den Zugang zum Schwarzen Meer zu sichern. Da sich die Krim und der Donbass freiwillig angeschlossen haben, wäre der Frieden zu erreichen, indem die Krim als Teil Russlands anerkannt und das Abkommen von Minsk umgesetzt wird. Möglicherweise wird es auf eine Teilung hinauslaufen, aber letztlich ist das Land das Ergebnis des Friedens von Brest Litowsk, einer der Verträge, die sofort neue Konflikte und Kriege ausgelöst haben. Um Europa zu stabilisieren und einen weiteren failed state zu vermeiden, ist Frieden wichtig und ein sachlicher Blick. Es gibt in diesem Konflikt mehr als eine Sichtweise und keine guten Akteure.
Natürlich rechtfertigt der Bürgerkrieg mit zehntausend zivilen Opfern, Vertragsbrüchen und Angriffen keinen Einmarsch, aber möglicherweise liegen auch nicht genug Informationen über den Bürgerkrieg in der Ukraine vor. Auch die Armenier haben den aghet nur durch das Eingreifen von Britannien überlebt. Und auch hier vertritt die Türkei eine andere Sichtweise. Bis heute.
Das Narrativ vom bösen Russland erscheint mir ein Kalter Krieg-Phänomen zu sein, das vom Versagen und den tatsächlichen Plänen der Bundesregierung ablenkt. Vor allem beunruhigend ist aber die Zurückweisung der realen Gefahren durch die Heldenverehrung der faschitischen Ukrainische Aufständische Armee (UPA) und der OUN-B.
Zudem werden ukrainische Flüchtlinge besser behandelt als andere Flüchtlinge, obgleich die Fluchtgründe anderer ebenso schwer wiegen. Hier gibt es ein Rosinenpicken. Das ist rassitisches Verhalten und inakzeptabel.
So wie die Verharmlosung Banderas. Es ist ebenso beunruhigend wie die Verehrung Mussolinis in Italien oder Pinochets in Chile oder Ante Pavelic' in Kroatien.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Winzer