Das Online-Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen ist ein zweisprachiges, frei zugängliches Referenzwerk, das eine breite Öffentlichkeit mit verlässlichen Informationen über die historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Verflechtungen versorgt, die den deutsch- und den griechischsprachigen Raum seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert miteinander verbinden. Hierzu trägt eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachdisziplinen bei, die das gesamte Spektrum der Geistes- und Sozialwissenschaften umfasst.
Bei den Konferenzen „Deutsch-griechische Verflechtungen zur Zeit König Ottos“, „Deutsch-griechische Verflechtungen vom Deutschen Kaiserreich bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Griechenland (1871-1941)“ und „Die Erneuerung der deutsch-griechischen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg“ konzentrierten sich die Beiträge, natürlich nicht ohne Ausnahmen, hauptsächlich auf die Verflechtungen des deutsch- und griechischsprachigen Raumes in der Politik- und Geistesgeschichte. Mit der Konferenz „Deutsch-griechische Verflechtungen in den Künsten von 1821 bis 2021“, die in wöchentlichen Arbeitstreffen ab dem 12. Mai 2021 abgehalten wird, rücken die Verflechtungen in den Künsten in den Vordergrund: Architektur und bildende Künste, darstellende Künste und Kino, Musik und Literatur.
Eine zweite Konferenz, ebenfalls eine Kooperation des Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) der Freien Universität Berlin mit der Arbeitsstelle für deutsch-griechische Beziehungen (EMES) der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen, widmet sich dem Thema der „deutschen Philhellenismen“. Das Ziel dieser Konferenz (3.-6. November 2021) besteht darin, die Felder der deutsch-griechischen Verflechtungen zu untersuchen, die bislang für gewöhnlich unter dem einheitlichen Begriff des deutschen Philhellenismus (bzw. des Mishellenismus) subsummiert wurden.
Call for Papers: "Deutsch-griechische Verflechtungen in den Künsten von 1821 bis 2021"
Welche Mikrogeschichten lassen sich über die künstlerischen Wechselbeziehungen zwischen dem griechisch- und deutschsprachigen Raum erzählen? Fungieren sie zuweilen als Antriebskraft für Wendungen in den bilateralen Beziehungen? Und in welchem Maße wurden die dunklen Seiten der gemeinsamen Geschichte in der Kunst selbst reflektiert und verarbeitet? Welchen Widerhall fanden einzelne künstlerische Strömungen aus dem deutschsprachigen Raum wie z.B. der Wagnerismus oder Brechts Episches Theater im griechischen künstlerischen Feld und welches Gewicht hatte die Rezeption z.B. der deutschen Klassiker oder auch Heines in der griechischen Literatur und Musik? Und wie wurden auf der anderen Seite in Deutschland die Texte griechischer Lyriker und Prosaisten gelesen, die in den Kanon der Weltliteratur eingegangen sind bzw. die den Anschein erweckten in diesen einzugehen, wie wurden die Filme von Angelopoulos oder die Vertonungen von Theodorakis rezipiert?
Welche institutionellen Makrovorgänge müssen in der Betrachtung der gegenseitigen Verflechtungen hervorgehoben werden, seien dies deutsche Institutionen in Griechenland (welche Bedeutung hatte z.B. in der Nachkriegszeit das DAAD-Austauschprogramm für die griechischen Literaten und Künstler) oder deutsche Beispiele künstlerischer Ausbildung und damit einhergehende kulturelle Transfers (von der Münchner Schule bis zur Ästhetik des Bauhaus)? Welche Stereotype und Bilder des Anderen wurden, um diese zu bestätigen oder zu widerlegen, in das Feld der Kunst übertragen, und welche Konfrontationen haben bei diesen Verflechtungen mitgewirkt – man denke allein an die deutschen Diskussionen über Philhellenismus oder an die griechischen Auseinandersetzungen bezüglich des „Deutschen“ in der griechischen Kunst.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Griechisch. Bewerbungen für einen Vortrag sollten mit einem Abstract (ca. 500 Wörter) bis 28. Februar 2021 an z.stoikou@fu-berlin.de gesendet werden. Weitere Informationen zur Konferenz erhalten Sie auf dieser Seite.
Call for Papers: "Die deutschen Philhellenismen"
Mit Blick auf das 200. Jubiläum der griechischen Revolution und im Rahmen der Initiative 1821-2021 und im Zusammenhang mit der inhaltlichen Weiterentwicklung des Online-Compendiums der deutsch-griechischen Verflechtungen unternimmt die Konferenz „Die deutschen Philhellenismen“ den Versuch, den deutschen Philhellenismus als Pluraletantum, als eine Summe miteinander verbundener Haltungen zu erforschen, die nur im Plural Sinn ergeben. Diese deutschen 'Philhellenismen' wurden in der Geschichte der deutsch-griechischen Beziehungen häufig als einheitlicher Philhellenismus (oder unter negativen Vorzeichen als Griechenhass oder „Mishellenismus“) aufgefasst, was zu einigen ideologischen Verzerrungen in der gegenseitigen Wahrnehmung geführt hat. Die Revision dieses Pluraletantum wird sich auf folgenden Ebenen bewegen: 1. Auf der Ebene der Synchronität von 1821 werden die Wahrnehmungen und Praktiken untersucht, aus denen sich der sogenannte Philhellenismus der Feder und des Schwertes zusammensetzt und die von jeweils unterschiedlichen Motiven wie dem klassisch-philologischen Neohumanismus, der christlichen Romantik und dem politischen Liberalismus ausgehen. 2. Die historischen Transformationen dieser Philhellenismen bewegen sich auf einem Vektor vom bayerischen Staatsphilhellenismus bis zur nationalsozialistischen Einkleidung der Antike. Anhand dieser Entwicklung lässt die Konferenz ein Spannungsfeld der triadischen imaginären „Wahlverwandtschaften“ zwischen Deutschland, dem antiken und dem modernen Griechenland erkennbar werden, das von allgemeinerer Bedeutung für die europäische Geschichte des 19. wie des 20. Jahrhunderts ist.
Den ersten Angelpunkt der Konferenz bildet die Neubewertung der Rezeptionen von 1821 in den deutschsprachigen Ländern und die Mobilisierung, die sie in Verbindung mit den politischen Bewegungen nördlich der Alpen hervorriefen. In diesen Bewegungen waren freilich von vornherein eine politische und eine kulturelle Komponente miteinander verflochten, die politische Bewegung des Philhellenismus und die aus der einschlägigen Literatur bekannte „Tyrannei Griechenlands über Deutschland“. Selbstverständlich darf die Rolle der griechischen Gemeinden des deutschsprachigen Raumes in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. Den zweiten Angelpunkt bildet die Untersuchung der Transformationen, die diese politisch-kulturelle Verflechtung in den 200 Jahren nach dem Ausbruch der Griechischen Revolution erfuhr.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Griechisch. Bewerbungen für einen Vortrag sollten mit einem Abstract (ca. 500 Wörter) bis 28. Februar 2021 an z.stoikou@fu-berlin.de gesendet werden. Weitere Informationen zur Konferenz erhalten Sie auf dieser Seite.