Von der Promotion erhoffen sich viele Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt. Nicht zu unrecht, denn nach dem jüngsten Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs des Bildungsministeriums sind anderthalb Jahre nach der Doktorarbeit nur etwa drei Prozent der Promovierten weiterhin erwerbslos. Dennoch sind viele Doktoren und Doktorinnen der Geisteswissenschaften in Sorge um ihre berufliche Zukunft. Das Career Center, das Graduiertenzentrum und die Förderberatung der Universität Bonn haben diese Unsicherheit zum Anlass genommen und Anfang März erneut zur Veranstaltung Doktorhut - alles gut?! eingeladen. Wir haben anschließend die Referenten Prof. Dr. Frank Wießner, Dr. Paula Peretti und Dr. Annette Specht um einen Rückblick auf den Austausch mit Promovierenden und Promovierten gebeten.
"Aus dem Blickwinkel des Berufslebens wieder an den Unibetrieb erinnern"
L.I.S.A.: Was hat Sie motiviert, an der Veranstaltung als Referenten teilzunehmen?
Wießner: Ich wurde als Referent angefragt; es freut mich, dass meine Befunde immer noch als relevant erachtet werden. Ich halte es aber auch nach wie vor für wichtig, eine aktive Diskussion zu führen, was auf das Studium oder die Promotion in Sachen Arbeit folgt. Das ist übrigens nicht nur in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften von Relevanz.
Peretti: Ich hätte es als Studentin oder Doktorandin auch sehr begrüßt, an solch einer Veranstaltung teilnehmen zu können. Leider gab es das in meiner Bonner Zeit noch nicht (Promotion 1992/93). Es ist einfach auch spannend, sich mit Abstand und aus dem Blickwinkel des Berufslebens wieder an den Unibetrieb und das wissenschaftliche Arbeiten zu erinnern – das hat mich auch als Referentin durchaus inspiriert! Das zweckfreie Forschen und die konsequente Beschäftigung mit einem Thema – auch wenn es nicht direkt wirtschaftlich nutzbar ist – bleibt auch im Berufsleben wichtig. Das Innehalten, der berühmte Blick über den Tellerrand – sonst hat man keine neuen Ideen.
Specht: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie im Laufe der Promotion die Frage nach der beruflichen Zukunft immer stärker in den Vordergrund rückte. Geisteswissenschaftler sind beruflich potentielle Allrounder, daher ist es wichtig, sich in der Findungsphase möglichst breit zu informieren und zu vernetzen. Die Doktorhut-Veranstaltung zielt genau in diese Richtung, und insofern war ich gerne bereit, dort das Tätigkeitsfeld eines wissenschaftlichen Bibliothekars vorzustellen, zumal bei diesem Beruf Image und tatsächliche Arbeit stark differieren.