In der kommenden Woche beginnt in Potsdam erstmals das neue Geschichtsfilmfestival "moving history - Festival des historischen Films". An insgesamt fünf Tagen sind Filme unterschiedlicher Genres mit historischen Sujets zu sehen. Einen thematischen Schwerpunkt bildet die filmische Auseinandersetzung mit der Geschichte der ersten RAF-Generation. Wir haben im Vorfeld der Veranstaltung der Leiterin des Festivals, Dr. Ilka Brombach, unsere Fragen gestellt, unter anderem nach der Bedeutung historischer Filme für die Formierung gegenwärtiger Geschichtsbilder.
"Geschichtsfilme bestimmen unsere politische Identität mit"
L.I.S.A.: Frau Dr. Brombach, Sie leiten das Festival „moving history – Festival des historischen Films”, das vom 20. bis 24. September erstmals stattfinden wird. Welche Gründe haben Sie zur Begründung dieses Festivals bewogen? Welcher leitende Gedanke steckt dahinter? In welchem Rhythmus soll die Veranstaltung künftig abgehalten werden?
Dr. Brombach: Die Idee für ein solches Festival haben zuerst Claudia Lenssen und Felix Moeller nach Potsdam gebracht, die beide zu den Gründungsmitgliedern unseres Festivals gehören. Sie kannten das „Festival International du Film d'Histoire“ in Pessac (Frankreich), das dort seit zwanzig Jahren sehr erfolgreich läuft. Nach den ersten Gesprächen war unsere gemeinsame Motivation, ein Festival für Geschichtsfilme zu gründen klar. Als Historiker, Filmwissenschaftler, Filmkritiker und Filmemacher – dies unsere beruflichen Hintergründe – hatten wir beobachtet, dass Filme zu zeitgeschichtlichen Themen seit einigen Jahren Konjunktur haben. Serien zur deutschen Geschichte - zu Krieg, Nachkrieg, Teilung - füllen die Fernsehprogramme; Kinoproduktionen wie „Der Staat gegen Fritz Bauer“, „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ oder „Barbara“ werden mit Filmpreisen ausgezeichnet, im Internet finden wir Online-Archive und Online-Publikationen zu historischen Themen, u.a. mit Sammlungen von videografierten Zeitzeugeninterviews. Geschichtsfilme sind demnach aus der öffentlichen Selbstverständigung über unsere Vergangenheit nicht mehr wegzudenken und bestimmen unsere politische Identität mit.
Ein Festival, so unsere Idee, kann diesem Umstand Rechnung tragen, es kann ein öffentliches Forum für die Begegnung von Publikum, Filmemachern und Historikern sowie Filmhistorikern schaffen. Es gibt die Möglichkeit, Filme aus verschiedenen Jahrzehnten zum selben historischen Thema in einem gemeinsamen Programm zu kuratieren, um sichtbar zu machen, wie sich der Zugang und die Interpretation historischer Stoffe über die Zeit verändern. Aus diesem Grund wird es bei jeder Festivalausgabe ein Filmprogramm zu einem geschichtlichen Schwerpunktthema geben. Das Festival, das unter der Schirmherrschaft von Margarethe von Trotta steht und jährlich stattfindet, wird zudem die aktuelle Jahresproduktion von geschichtsbezogenen Filmen in den Blick nehmen, eine Auswahl der interessantesten Filme zeigen und einen Film prämieren. Die Diskussion darüber, wie wir im Moment Geschichte erzählen, welche Themen aufgegriffen und wie sie umgesetzt werden, kann auf dem Festival intensiver geführt werden, als das im Rahmen des Tagesgeschäfts und anhand von Einzelfilmen sonst möglich ist. Das Festival vergibt deshalb die Clio, den Preis für den besten Film zu einem historischen Thema. Diesmal prämieren und zeigen wir den Gewinnerfilm, ab kommenden Jahr präsentieren wir dann auch ein Wettbewerbsprogramm.