Mit Donald Trump als dem gegenwärtigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hat man sich vielerorts nach wie vor nicht abgefunden. Im Gegenteil: Medienberichte in Presse, Funk und Fernsehen sowie in den Sozialen Netzwerke sind nahezu täglich gespickt mit Kritik und teilweise auch offen geäußerter Empörung über den US-Präsidenten. Zuletzt kulminierte die Erregung über Donald Trumps politischem Handeln und seinen öffentlichen Auftritten in der vielfach ausgesprochenen Erwartung, ihn des Amtes zu entheben. So viel Ablehnung ist einem Präsidenten der USA bisher noch nicht entgegengeschlagen. Sein Vorgänger Barack Obama erscheint in dieser Konstellation beinahe wie das komplette Gegenbild, wie eine Sehnsucht - die Vereinigten Staaten in der Hand eines vertrauenswürdigen und verantwortungsvollen Politikers. Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Bieber von der Universität Duisburg-Essen und der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Kamps von der Hochschule der Medien in Stuttgart haben in ihrem gemeinsamen Buch "Nach Obama. Amerika auf der Suche nach den Vereinigten Staaten" diese Gegenüberstellung zum Anlass genommen, die noch kurze Präsidentschaft Donald Trumps einer Analyse zu unterziehen.
"An der Oberfläche der Macht nicht stehen bleiben"
L.I.S.A.: Herr Professor Bieber, Herr Professor Kamps, Sie haben jüngst ein gemeinsames Buch mit dem Titel „Nach Obama. Amerika auf der Suche nach den Vereinigten Staaten“ veröffentlicht. Darin zeichnen Sie – grob gesprochen – ein seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump aus den Fugen geratenes Amerika, welches das noch intakte Amerika unter der Präsidentschaft Barack Obamas abgelöst habe. Was vermissen Sie vor allem an den Vereinigten Staaten nach Obama?
Prof. Kamps: Ganz lapidar – Obama. Aber damit ist natürlich keine persönliche Sehnsucht verbunden, sondern gemeint ist: Wir vermissen die Wahrnehmung der USA als vielleicht schwierigen, aber verlässlichen Partner; als ein Land voller Merkwürdigkeiten und nicht als eines voller Peinlichkeiten. Und dazu gehört wohl auch: etwas weniger Aufgeregtheit hierzulande, stattdessen etwas mehr Distanz.
Prof. Bieber: Nicht selten verliert sich die öffentliche Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten im Mokieren über Stil und Ton des Amtsinhabers. Trump mag zwar der mindestens „schwierige“ Politik-Novize mit einem Hang zur Zeitenwende sein, zugleich darf man aber genau an dieser Oberfläche der Macht nicht stehen bleiben, sondern muss auf die noch immer greifenden Mechaniken des politischen Systems achten.