Denkmäler im öffentlichen Raum stehen auf Zeit. Das ist keine Forderung, sondern eine historische Erfahrung. Zu Beginn scheinen sie für die Ewigkeit gedacht zu sein, die Zeiten aber, und damit auch die Sichtweisen und Einstellungen, ändern sich. Es kommt zu einer Phase der gesellschaftlichen, oft hitzigen Auseinandersetzung über die Berechtigung der Denkmäler und schließlich baut man sie ab, verstaut oder entsorgt sie gänzlich, um sie irgendwann durch neue zu ersetzen. Wer den Blick in die Geschichte wagt, findet diese Abfolge immer wieder. So auch in Spanien seit der jüngsten Jahrtausendwende im Zusammenhang mit Standbildern des früheren spanischen Diktators Franco. Die Architektin und Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, Julia Schulz-Dornburg, die in Spanien lebt und arbeitet, hat sich auf die Suche nach Francos bronzenen Überresten gemacht und ihre Odyssee durch die Denkmal-Bürokratie in einem Buch festgehalten. Das Interview, das wir mit ihr dazu geführt haben, finden Sie bitte in unserer Übersicht.
Sichtweisen und Einstellungen wandeln sich auch mit Blick auf die Weimarer Republik, der im Übrigen dieser Name erst nachträglich zugeschrieben wurde, wie wir zuletzt in unserem Zu Gast bei L.I.S.A.-Gespräch mit den Historikern Dr. Nadine Rossol und Prof. Dr. Benjamin Ziemann erfahren haben. Es war Adolf Hitler, der am 24.02.1929 in München von der "Republik von Weimar" sprach, die er einen Monat später in einem Artikel "Weimarer Republik" nannte. Sowohl die KPD als auch die konservative Presse nahmen diese Bezeichnung auf – mit dauerhafter Wirkung. Die Aufzeichnung des Videogesprächs ist noch im Schnitt, aber unser Kooperationspartner in Stuttgart, die Bibliothek für Zeitgeschichte, hat bereits gemeinsam mit dem "Haus der Geschichte Baden-Württemberg" einen Vortrag von Professor Ziemann über neue historische Fragen zur Weimarer Republik in unserem Wissenschaftsportal veröffentlicht.
Regelrecht grundlegend gewandelt haben sich indes unser Wissen über und das Verständnis von Seuchen und viralen Pandemien. Ein lesenswertes Zeugnis davon legt unser Interview mit der Historikerin Dr. Katharina Wolff ab, die jüngst zur Theorie der Seuche im Mittelalter promoviert wurde. Sie zeigt, dass Infektionskrankheiten auch zum Mittelalterlichen am Mittelalter gehören, aber dass auch bis heute gilt: "Seuche ist etwas, das man tut".
Abschließend noch der Hinweis auf den Abschluss unserer L.I.S.A.Video-Reihe über das Forschungsprojekt zu Joel Jacoby in der Zeit des Vormärzes. Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Kathrin Wittler und der Historiker Dr. Johannes Czakai sprechen in unserem ausführlichen Interview über die Ziele, Herausforderungen und Ergebnisse ihrer gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeit. Und weil bei L.I.S.A. jeder Abschluss einen Anschluss findet, setzen wir unsere Videodokumentationen von Forschungsvorhaben, die von der Gerda Henkel Stiftung gefördert werden, mit einer neuen dreiteiligen Reihe fort. Sie ist nicht nur der Anschluss an die beendete Reihe, sondern die Fortsetzung einer Serie, die wir bereits im vergangenen Herbst mit fünf Episoden begonnen hatten: Seefahrer auf der Schulbank oder strenger wissenschaftlich formuliert: Wissens- und Expertenkulturen auf See. Der Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Günther Oestmann hat uns dieses Mal auf die Insel Föhr mitgenommen.
Wir wünschen viel Freude an unseren neuen Beiträgen
und grüßen herzlich aus dem Rheinland!
Ihre L.I.S.A.Redaktion