Liebe L.I.S.A.Community,
gäbe es das Coronavirus nicht, befänden wir uns jetzt in München. Warum? Weil dort gestern der 53. Historikertag eröffnet worden wäre, wir jetzt in einer der vielen geplanten Sektionen säßen und vor allem viele bekannte Gesichter wiedersehen und neue kennenlernen würden. Dem ist aber leider nicht so - der Historikertag musste bekanntlich schon im Frühjahr abgesagt bzw. verschoben worden. Interessante Anekdote am Rande: Es ist nicht der erste Historikertag, der aufgrund einer Seuche nicht wie geplant stattfinden kann.
Wir haben das zum Anlass genommen, mit der Vorsitzenden des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), Prof. Dr. Eva Schlotheuber, mit dem Sprecher des Münchener Organisationskomitees, Prof. Dr. Martin Zimmermann, und mit einem der Autoren der zweibändigen Geschichte des Verbandes und der Historikertage, Dr. Matthias Berg, ein Telefoninterview zu führen, das wir morgen in unserem Portal veröffentlichen werden. Themen dieses Gesprächs sind der aktuelle Stand der Planung, aber auch ein Blick zurück auf fast 125 Jahre Geschichte des Verbandes und der Historikertage. Darin lösen wir auch das Rätsel auf, welcher Historikertag schon einmal wegen einer Pandemie ausfallen und nachgeholt werden musste.
Was gibt es noch? Zusätzlich zu den Nonnennetzwerken, den gefährlichen Liebschaften in höfischen Gesellschaften, der UN-Schutzzonen-Diplomatie zwischen Burundi und Genf, dem Götterglauben im Alten Rom, der Ethik im Sinne von Spinoza, Deleuze und Uexküll sowie den Digital Humanities, aber auch der Religion in Zeiten von Corona möchten wir auf drei Interviews besonders aufmerksam machen: zum einen auf eine aktuelle Schadenseinschätzung aus Beirut nach der gewaltigen Explosion, die sich vor allem auf die zerstörten Kulturgüter konzentriert. Dann auf ein Interview über den modernen Kapitalismus, der dessen Begriffsverständnis zum Thema hat und schließlich auf ein jetzt schon vielfach aufgerufenes Interview mit dem Historiker Prof. Dr. Andreas Rödder über Wissenschaft und Narrative in der postmodernen Gesellschaft. Was passiert eigentlich, wenn Wissenschaft nur noch als ein Narrativ von vielen wahrgenommen wird, das zudem politisches Handeln legitimieren soll? Gibt es noch eine kritische Wissenschaft? Und falls ja, was wäre ihre Aufgabe?
Wir wünschen viel Freude beim Lesen, Schauen und Hören, der nächste Historikertag kommt bestimmt, herzlich
Ihre L.I.S.A.Redaktion