Durch den digitalen Raum entstanden in den letzten Jahren zahlreiche neue Ausdrucks- und Kommunikationsformen. So wird die Kommentierung von politischen Ereignissen, von sportlichen Ergebnisse oder auch von juristischen Fällen und Skandalen vereinfacht. Eine zweischneidige Entwicklung: Einer Demokratisierung des öffentlichen Austausches stehen Anonymität, Beschimpfungen und "shitstorms" entgegen. Brauchen wir für das Netz eine neue Kommunikationsethik? PD Dr. habil. Martin Welker ist Dozent der Hamburg Media School und wägt in diesem Videotelefon-Interview die positiven und negativen Seiten der neuen Kommunikationsformen im Netz ab.
Nachgehakt...
Im Anschluss an das Liveinterview fiel uns aus der Redaktion noch eine Frage ein, die wir unbedingt noch stellen wollten. Wir haben sie PD Dr. Martin Welker schriftlich nachgereicht.
L.I.S.A.: Brauchen wir an Schulen ein Fach "Medienkompetenz", das auch den Umgang mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten einübt?
Dr. Welker: Ob gleich ein ganzes Fach nötig ist, wage ich nicht zu sagen. Wichtig wäre aber die Vermittlung einer Ethik der Vernetzung bzw. einer Ethik der Partizipation. Diese würde den guten Umgang mit den neuen Mitteln und Möglichkeiten einschließen und moralische Regeln vermitteln, die mir angesichts von wachsender Unsicherheit auf diesem Feld nötig erscheinen. Bislang ist die Medienethik von einem massenmedialen Ansatz geprägt, wir brauchen aber das Nachdenken über Zielkonflikte, die entstehen, wenn Menschen sich vernetzt und digital austauschen.