Die Kap-Kairo-Bahn war ein imperiales Megaprojekt par excellence. Die Entstehung ihrer Idee muss im Zusammenhang mit dem "Scramble for Africa" mehrerer europäischer Imperien im 19. gesehen werden, denn die Eisenbahn war ursprünglich ein geostrategisches Mittel für das britische Empire, um im Wettbewerb mit dem französischen, portugiesischen, belgischen und deutschen Reich Anspruch auf Afrika von Süden nach Norden zu erheben. Durch die Verbindung seiner verschiedenen kolonialen Besitzungen auf dem Kontinent hoffte das Vereinigte Königreich, Afrika für sein Imperium zu erobern, zu kapitalisieren und zu "zivilisieren". Es war Cecil John Rhodes, der sich am stärksten für die Kap-Kairo-Eisenbahn einsetzte, und seine Unternehmen bauten Eisenbahnlinien von Mosambik und Südafrika in das spätere Botswana, Simbabwe, Sambia und schließlich in den Kongo. Die Verbindung nach Kairo wurde allerdings nie hergestellt, und mit dem Ersten Weltkrieg verschwand das Gerede von einer Kap-Kairo-Eisenbahn. Nur die Schienen blieben.
Friedrich Ammermann | A users’ history of the Cape to Cairo Railway – Imperial infrastructure and British colonialism in Southern Africa, 1900-1964
Posterausstellung 54. Historikertag Leipzig 2023
In meiner Dissertation untersuche ich die verschiedenen Verwendungszwecke dieser Eisenbahnen. Die Kolonialverwaltung nutzte die Züge für die Verwaltung; Bergbauunternehmen exportierten riesige Mengen an Bodenschätzen; weiße Siedler nutzten die Eisenbahnen in ihrer Argumentation für mehr Autonomie von London; weiße und schwarze Arbeiter (nie gemeinsam) streikten für bessere Arbeitsbedingungen; und antikoloniale Aktivisten beriefen sich in ihrem Kampf für eine schwarze Mehrheitsherrschaft auf rassistische Übergriffe in den Zügen. Die Eisenbahn war eine hierarchische Plattform, die all diese unterschiedlichen, manchmal widersprüchlichen Nutzungen ermöglichte. Die Eisenbahn war so gesehen ein politisches und wirtschaftliches Instrument sowie ein Spiegel der Spaltung einer Gesellschaft.
Posterausstellung von Promotionsprojekten 54. Historikertag 2023
Das Promovierendenforum findet erneut im Rahmen des 54. Deutschen Historikertages in Leipzig (19.-22. September 2023) statt.
Neben der Versammlung und einem Austauschworkshop wird die Möglichkeit geboten, Dissertationsthemen visuell auszustellen und somit einer breiten geschichtswissenschaftlichen Fachöffentlichkeit näher zu bringen. Damit soll ein anderes Format geschaffen, um Dialog zu schaffen und ggfs. Kontakte für die eigenen wissenschaftlichen Tätigkeiten zu knüpfen. Für eine wissenschaftliche Vernetzung über die Vor-Ort-Konferenz hinaus ermöglicht die Gerda Henkel Stiftung eine langfristige Zugänglichkeit.
Ein vorrangig auf Schrift ausgerichtetes wissenschaftliches Vorhaben grafisch aufzubereiten bietet Möglichkeiten aber gleichzeitig auch Herausforderungen die eigenen Forschungsinhalte visuell, prägnant und leicht zugänglich zu machen und dennoch fundierte inhaltliche Tiefe einem breiten Publikum zu vermitteln.
Um Interessierten den Zugang zu weiterführenden Informationen und Hintergründen des Posters zu ermöglichen, konnten die Beiträger:innen optionale Inhalte zum eigenen Forschungsprofil, Projektkontexten oder themenbezogenen Formaten ergänzen.
In je einem separaten Beitrag werden die Beiträger:innen und ihre wissenschaftlichen Arbeiten vorgestellt und Poster sowie weitere Inhalte sind abrufbar.
Die Poster sind in deutscher oder englischer Sprache verfasst worden.
Bewerben konnten sich Promovierende jeglichen Arbeitsstands mit ihrem Dissertationsvorhaben. Dem öffentlichen Aufruf sind im Frühjahr 2023 65 Personen gefolgt. Aufgrund der räumlichen Begrenzungen auf dem 54. Historikertag im Foyer Neues Augusteum der Universität Leipzig fand eine Auswahl aus allen Einreichungen statt. Anhand transparenter Auswahlkriterien, die die Forschungsergebnisse selbst im Kontext von Anschaulichkeit, Allgemeinverständlichkeit und Nachvollziehbarkeit gerade für ein fachfremdes Publikum betrachten, hat ein unabhängiges Gremium – bestehend aus Promovierenden, Promovierten und Habilitierten – die Auswahl vorgenommen.