1509 initiierte der Konvertit Johannes Pfefferkorn eine Kampagne, den Jüdinnen und Juden im Heiligen Römischen Reich ihre Bücher fortzunehmen. Später sollten diese geprüft und, wenn zu Beanstandendes gefunden würde, verbrannt werden. Ziel war es, dem jüdischen Leben in Deutschland seine Grundlagen zu nehmen, indem jüdisches Wissen vernichtet wurde. Pfefferkorn erhielt Unterstützung von höchster Stelle, als Kaiser Maximilian I. ihn beauftragte, die jüdischen Bücher zu beschlagnahmen. Allerdings stieß er auf Widerstand, insbesondere in Frankfurt am Main. Durch geschicktes diplomatisches Agieren gelang es der Frankfurter jüdischen Gemeinde, dass der Kaiser im Mai 1510 sein Mandat aufhob und die Bücher zurückgeben ließ.
Damit war die Affäre allerdings noch nicht beendet, denn nun wurden Universitäten und Gelehrte beauftragt, Gutachten darüber zu verfassen, wie mit jüdischem Schrifttum zu verfahren sei. Fast alle Gutachten kamen zu dem Schluss, dass die jüdischen Bücher in der Tat eine Gefahr darstellten, eingezogen, geprüft und gegebenenfalls vernichtet werden sollten. Insbesondere die Kölner Theologen und die örtlichen Dominikaner befürworteten strikte Maßnahmen. Allerdings gelangte einer zu einer anderen Einschätzung: Der Humanist Johannes Reuchlin erklärte, aus rechtlichen Gründen dürften den Juden ihre Bücher nicht genommen werden, zudem sei es für die christliche Gelehrsamkeit unerlässlich, die hebräischen Bücher zu studieren. Der Vortrag behandelt die drei Phasen dieses Konflikts als einer wichtigen, wenn auch heute weitgehend unbekannten Episode des Zusammenlebens von Juden und Christen in Deutschland.