Gut 60 Prozent der Studierenden haben einen Nebenjob, so die letzte Umfrage des Deutschen Studentenwerks (DSW) von 2013. Im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses, der zum Ziel hat, die internationale Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit Studierender zu erhöhen, ist der Arbeitsaufwand an den Universitäten bei gleichzeitiger Straffung der Regelstudienzeit gestiegen. Der DSW-Umfrage zufolge bleibt bei 35 Stunden in der Woche für Lehrveranstaltungen und Selbststudium wenig oder kaum Zeit für einen Nebenjob. Der Geschichtsstudent Giacomo Maihofer gehört zu denen, die nebenbei noch arbeiten - sowohl um die nötige Praxis für den Berufswunsch zu sammeln, als auch um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Wie er das macht, dazu haben wir ihn befragt.
"Passt zu mir, meinen Interessen und meinen Fähigkeiten"
L.I.S.A.: Herr Maihofer, Sie haben in Köln ihren Bachelor gemacht und studieren jetzt in Berlin Geschichte auf Master. Nebenbei arbeiten Sie noch als freier Journalist für regionale und überregionale Zeitungen. Welche sind das? Was genau sind sowohl im Studium als auch in Ihrer journalistischen Arbeit Ihre Themen bzw. wo liegen Ihre Interessen?
Maihofer: Ich arbeite eigentlich größtenteils für den Tagesspiegel in Berlin für die Kulturredaktion. Mein Schwerpunkt liegt auf Kunst und Literatur und historischen Themen, wobei ich zu Letzteren seltener komme, als mir lieb wäre. Außerdem arbeite ich gerne investigativ, was allerdings als freier Journalist schwierig ist, weil die Bezahlung oft nicht mit dem Arbeitsaufwand korrespondiert. Im Studium beschäftige ich mich viel mit Public History, Erinnerungskultur und Postcolonial Studies. Dabei konzentriere ich mich auf das 19. und 20. Jahrhundert und den Raum Europa sowie - wenn möglich - Afrika.
L.I.S.A.: Wie kamen Sie zu Ihrer journalistischen Tätigkeit? Weist diese bereits auf Ihren Berufswunsch hin? Anders gefragt: Haben Sie das Studium mit dem Ziel aufgenommen, später „irgendwas mit Medien zu machen“?
Maihofer: Ich kam zum Journalismus über ein kleines ehrenamtliches Kulturmagazin in Köln, das sich null22eins nennt und das ich immer noch jedem in der Stadt empfehlen kann, der mal in den Job hineinschnuppern möchte. Dort habe ich erste Texte zu kulturellen Themen geschrieben, dann habe ich Praktika angeschlossen: im Fernsehen bei hauptsache kultur, Kulturzeit und aspekte und im Print bei Tagesspiegel Kultur und der taz. am wochenende. Mein Studium habe ich eigentlich mit dem Ziel aufgenommen, "irgendwas mit Kindern zu machen" (sprich: Lehrer), aber dann nach den ersten Praktika in der Schule schnell gemerkt, das mein eigentlicher Berufswunsch im Journalismus liegt, speziell in der Kulturberichterstattung. Das hat mehr zu mir als Person, zu meinen Interessen und meinen Fähigkeiten gepasst. Also bin ich umgesattelt.