Bilder von der Zerstörung so bekannter archäologischer Stätten wie Nimrud, Hatra oder Palmyra sind uns inzwischen traurig vertraut, doch die ideologische Verblendung islamistischer Extremisten ist nicht die einzige Ursache für die Vernichtung des kulturellen Erbes im Nahen Osten. Bodendenkmäler wie antike Siedlungshügel oder Architektur, Heiligtümer und Grabstätten, sind in hohem Maße durch Raubgrabungen und illegale Bauaktivitäten, aber auch durch ganz alltägliche Ignoranz und Unachtsamkeit bedroht. Felsreliefs sind davon in besonderem Maße betroffen, denn sie befinden sich offen sichtbar in der Landschaft und sind für jedermann mehr oder weniger zugänglich, dabei gehören sie zu den wichtigsten Kulturdenkmälern des Vorderen Orients: Vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis ins 1. Jahrtausend n. Chr. wurden auf Geheiß mesopotamischer, hethitischer und persischer Könige Reliefs als Zeichen der Macht an markanten Orten in den Fels gemeißelt; angebracht an Flüssen und Pässen in den bergigen Grenzgebieten sollten sie den jeweiligen Herrschaftsanspruch verdeutlichen. Die frühesten vorderasiatischen Bildwerke dieser Art befinden sich im Zagros-Gebirge entlang der irakisch-iranischen Grenze, die meisten von ihnen in den irakischen Provinzen Sulaimaniya und Halabja sowie in der iranischen Provinz Kermanshah. Überwiegend von lokalen Fürsten in Auftrag gegeben, folgen sie jedoch stilistisch sumerischen und babylonischen Vorbildern; ihr Standardmotiv ist das eines triumphierenden Herrschers.
Der schlechte Erhaltungszustand der Felsreliefs erforderte ein schnelles Handeln, deshalb entschloss sich die Direktion des Irakischen Antikendienstes der Provinz Sulaimaniyah in Zusammenarbeit mit Archäologen der Universität Heidelberg zur Erstellung einer umfassenden fotografischen Dokumentation dieser Denkmäler. Das Projekt wird durch die Gerda Henkel Stiftung unterstützt und läuft seit September 2016. Neben traditionellen Aufnahmen werden fotogrammetrische 3D-Modelle angefertigt; durch den Einsatz von entsprechenden Visualisierungsprogrammen können noch mehr Details als auf herkömmlichen Fotografien sichtbar gemacht und auch 3D-Animationen erzeugt werden. Darüber hinaus werden mithilfe eines mit einer Kamera ausgestatteten Quadrocopters Landschaftsaufnahmen erstellt, die es erlauben, Geländemodelle zu generieren und das jeweilige Bildwerk eingebettet in seiner Umgebung darzustellen.