Wien und Musik gehören seit jeher zusammen, denn die Musik prägt die österreichische Hauptstadt wie keine andere Stadt. Das Projekt "IMMV – Interactive Music Mapping Vienna: Exploring a City. 1945 up to the present day" untersucht nun den Klangteppich der Stadt von 1945 bis heute: Welche Verbindungen bestehen zwischen der Musik, Politik und Gesellschaft? Welche (musik)-geschichtlichen Zusammenhänge lassen sich entdecken? Die Forschungsergebnisse sollen anschließend mit neuesten Technologien erfahrbar gemacht und visualisiert werden, um so als Modell für andere Metropolen zu dienen. Leiterin des Projektes ist Prof. Dr. Susana Zapke, der wir im Interview Fragen zum Projekt gestellt haben.
"Rolle von Musik im urbanen Kontext"
L.I.S.A.: Frau Prof. Dr. Zapke, Sie sind Leiterin eines Projektes, das versucht den Klangteppich der Stadt Wien zu rekonstruieren. Was versteht man darunter? Welche Methode wenden Sie hierfür an?
Prof. Zapke: Das Forschungsprojekt Interactive Music Mapping Vienna untersucht die Rolle von Musik im urbanen Kontext als gesellschaftliches Identifikationsinstrument und wie Musik zu städtischer Symbolpolitik funktionalisiert wird. Für die ‚Musikstadt-Wien’ ist diese Perspektive insofern neu, als Musikgeschichte paradoxerweise bislang abgekoppelt von Stadtgeschichte erzählt wurde. Den konkreten Gegenstand unserer Forschung stellen die Fest-Veranstaltungen im öffentlichen Raum Wiens im Zeitraum der Zweiten Republik, 1945 bis heute. Dafür verwenden wir als Gegenfolie die Fest-Veranstaltungen der Ersten Republik (1918 bis 1934/38-45), wodurch eventuelle Kontinuitäten und Diskontinuitäten plastisch erfahrbar werden. Wir möchten zeigen, wie eine Stadt sich selbst definiert und durch welche Handlungen und Entscheidungen das eigene Profil geschärft wird.