Jenseits von Universitätsbibliotheken und Staatsarchiven tut sich für Historikerinnen und Historiker ein Feld auf, das bislang fast vollkommen unbestellt ist: die sozialen Medien. Auf Instagram und TikTok tummeln sich historische Inhalte neben Katzenvideos und tanzenden Jugendlichen: Mittelalter und frühe Neuzeit neben Kochtutorials und Lip-Syncs. Wie man mit solchen historischen Darstellungen wissenschaftlich umgehen kann, das erprobt die Projektgruppe "SocialMediaHistory" an der Universität Hamburg und an der Ruhr-Universität Bochum – zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern. Wie wird Geschichte auf Instagram und TikTok dargestellt? Wie wird sie von den Nutzerinnen und Nutzern wahrgenommen? Und sollten sich Historikerinnen und Historiker auf die Plattformen wagen? Darüber haben wir mit Kristin Oswald (Universität Hamburg), Mia Berg (Ruhr-Universität Bochum) und Andrea Lorenz (Universität Hamburg) gesprochen.
"Spontane Idee aus Twitter heraus"
L.I.S.A.: Wie kam das Projekt "SocialMediaHistory" zustande? Wo ist das Projekt institutionell angebunden und wer beteiligt sich am Projekt?
SocMedHistory: Die Projektidee für SocialMediaHistory entstand aus einem Austausch zwischen Thorsten Logge, Christian Bunnenberg und Nils Steffen. Sie hatten aus einer spontanen Idee auf Twitter heraus das Crowdsourcingprojekt Coronarchiv gemeinsam entwickelt und umgesetzt und dabei festgestellt, dass es bis dato in der deutschen Geschichtswissenschaft und Public History kaum Forschungsprojekte zu den Darstellungsweisen von Geschichte in den sozialen Medien und speziell auf Instagram und TikTok gab. Zudem führte das Coronarchiv als Form von Citizen Science zu dem Gedanken, den Prozess des Geschichte Machens in den sozialen Medien gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern untersuchen und umsetzen zu wollen. Durch die Bürgerforschungs-Förderlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kann sich das Projekt nun seit März 2021 und noch bis Februar 2024 diesem Thema widmen und bindet dafür die Perspektiven, Erfahrungen und Expertisen von Bürgerinnen und Bürgern ein. Als Verbundprojekt verteilen sich die Projektmitarbeitenden auf die Standorte Hamburg und Bochum, hinzu kommen Bürgerforschende aus ganz Deutschland. Die Projektkoordination ist mit Nils Steffen und Kristin Oswald am Fachbereich Public History der Universität Hamburg unter der Projektleitung von Thorsten Logge angesiedelt, ebenso wie Andrea Lorenz, eine der beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen. Die zweite Projektleitung hat Christian Bunnenberg von der Professur für Didaktik der Geschichte und Public History an der Ruhr Universität Bochum inne. Dort ist mit Mia Berg die zweite wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt. Zudem arbeiten wir mit Theresa Hertrich und Jan Krawczyk vom Kulturpixel e.V. zusammen, die das Projekt aus didaktischer Perspektive begleiten.