Der Holocaust ist in der Erinnerung und der Geschichte der Deutschen verankert: Er ist Teil zahlreicher Schullehrpläne, Thema populärhistorischer Medien und Mittelpunkt vieler Museen und Gedenkstätten. Und doch lässt sich beobachten, dass sich der Umgang mit dem Gedenken und das Erinnern an den Holocaust verändern. Dr. Juliane Reil, die Philosophie, Geschichte und Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg studierte, machte diese Beobachtung und setzte sich daher im Rahmen ihrer Promotion mit dem Themenkomplex auseinander. Das Ergebnis ist der "Entwurf einer historischen Gedächtnistheorie", in der sie die gängigen erinnerungskulturellen Konzepte betrachtet und anhand der sogenannten "Stolpersteine" und einer Hamburger Ausstellung näher untersucht. Wir haben ihr hierzu unsere Fragen gestellt.
"Prägend für ein deutsches und auch europäisches Selbstverständnis"
L.I.S.A.: Frau Dr. Reil, Sie beschäftigten sich im Zuge Ihrer Promotion mit dem Holocaust, genauer gesagt mit dessen Erinnerung und Gedenken. Sowohl für den Holocaust als auch den Themenschwerpunkt "Gedächtnis" lässt sich jedoch festhalten, dass sie in den Geistes- und Kulturwissenschaften bereits breit rezipiert und erforscht wurden. Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Dr. Reil: Gedächtnis und Erinnerung sind zentral, wenn es darum geht, uns selbst zu verorten: Wer sind wir, und was ist unsere Geschichte? Der gesellschaftliche Umgang mit den NS-Verbrechen ist Anfang des 21. Jahrhunderts – wie es scheint – prägend für ein deutsches und auch europäisches Selbstverständnis.
Bis heute unterliegt dieser Umgang jedoch stetigen Veränderungen. Diese Veränderungen haben mich interessiert. Sie werden besonders deutlich in der Art, wie wir über den Holocaust sprechen. Deshalb habe ich diesen Diskurs in meiner Arbeit skizziert und dann analysiert. Nach welchen grundlegenden Regeln läuft er ab? Was für ein Geschichtsbild generiert dieser Diskurs?
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Grüße Anna
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