Per Leo verbindet eine Provokation mit einem Angebot. Sein Buch irritiert unseren Läuterungsstolz, zugleich verlockt es zu einem frischen Blick auf die Geschichte. Im Umgang mit dem Nationalsozialismus haben die Deutschen manches geleistet, sie sind aber auch Illusionen erlegen. Heute droht eine Vergangenheit, die umso häufiger beschworen wird, je weniger man von ihr weiß, den Blick auf die Gegenwart zu verstellen. Migration und Wiedervereinigung haben unser Land so verändert, dass wir lernen müssen, anders auf uns zu blicken. Weniger provinziell, weniger zwanghaft, weniger egozentrisch. Ein Leitmotiv, das uns den Weg weisen könnte, ist für Leo das deutsch-jüdische Verhältnis. Wer bereit ist, die routinierte Betroffenheit über den Holocaust hinter sich zu lassen, wird auf eine verblüffende Vielfalt stoßen. Denn „die Juden“ gibt es nicht – und auch hier kann man viel mehr sein als bloß „kein Nazi“.
Eine Veranstaltung des Klett-Cotta-Verlags.
Moderation: Stefanie Schüler-Springorum (Berlin)