Bis vor wenigen Jahren erfuhr das Phänomen der Kopie in der kunstgeschichtlichen Forschung nur begrenztes Interesse: Form- und inhaltsverwandte „Versionen“ von „Werken“ wurden meistens in Fußnoten abgehandelt und fanden in der konkreten Museumspraxis ihren Platz im Depot oder in nachrangiger Garnitur. Demgegenüber ist in den letzten Jahren eine „Renaissance der Kopie“ zu beobachten. Angeregt durch medientheoretische Diskurse sowie kultur- und sozialgeschichtliche Theorien der Transformation wird die Kopie zunehmend aus ihrem kunsthistorischen Schattendasein geholt und unter sinnverwandten Begriffen wie Zitat, Variation, Transfermedium und Multiple schlaglichtartig beleuchtet.
Nichts Neues Schaffen.
Perspektiven auf die treue Kopie, 1300-1900
Internationale Tagung - Hannover, Schloss Herrenhausen - 26.-28.6.2014
Copyright: Antonia Putzger
Interessanterweise liegt hierbei jedoch der Fokus nach wie vor schwerpunktmäßig auf den Eigenschaften, die eine Kopie als anders, abweichend und somit „neu“ gegenüber dem vermeintlichen Original herausstellen. Doch diese Betonung von innovativen Eigenleistungen im Wiederholungsprozess, von Originalitäts- und Autorschaftsansprüchen im Bezug auf Neu-Nachgeahmtes, bedeutet, dass der Untersuchungsgegenstand letztlich immer noch an dem gemessen wird, was er im Kern nicht ist. Die bewusste Annäherung an ein gemaltes, gezeichnetes, gedrucktes oder skulptiertes Vorbild und dessen möglichst genaue Wiedergabe (in einem anderen oder im gleichen Medium) gerät auf diese Weise aus dem Fokus. Erst die Erkenntnis, dass künstlerische Freiheit und erfinderische Eigenständigkeit als Maßstäbe für die ästhetische und kunstwissenschaftliche Bewertung treuer Kopien zu kurz greifen, öffnet den Blick für die ihnen eigenen Qualitäten.
Ziel der Tagung ist deshalb, die im Grunde konstitutiven – im heutigen Sprachgebrauch z.T. negativ konnotierten – Eigenschaften der treuen Kopie, wie Ähnlichkeit, Genauigkeit und Abhängigkeit möglichst vorurteilsfrei auf ihre spezifischen Qualitätsmerkmale hin zu untersuchen. Mit frischem Blick auf die treue Kopie sollen zudem in der Diskussion Ideen für ihre zukünftige Bearbeitung und Präsentation im musealen Kontext sowie in der universitären Forschung entwickelt werden.
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Eine Anmeldung wird erbeten unter: anmeldung.copyconference@gmail.com.
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